Ein Leben wie es verlief - mein Großvater:

Einen Tag vor Weihnachten 1907 gebar die Ehefrau des Steinbrucharbeiters Franz Gustav Adolf Lasch an seinem 34. Geburtstag einen Sohn. Sein Name? Franz Gustav Adolph. Mit noch 5 Geschwistern wuchs er in der armen Familie auf. In der Volksschule der sächsischen Kleinstadt Mittweida lernte er fürs Leben. Seine Lieblingsfächer waren Sport und Musik. Der Musiklehrer riet den Eltern, den jungen Franz zum Sänger ausbilden zu lassen. Aber wovon? Es war kein Geld dafür vorhanden. So wurde er in dieser Textilkleinstadt Weber. Dank des kulturbegeisterten Chefs und Arbeiter der Weberei konnte er sein Talente als Sänger, Ansager und Humorist ausleben. Er organisierte jedes Jahr die Betriebsfeiern in Form von Revuen in denen er die Belegschaft einbezog, wie Damen- und Herrenballett, Sport- und Gesangsgruppen usw. Damit wurde er nicht nur stadtbekannt, sondern landesweit in Sachsen in den Betrieben und Häusern, in denen er gastierte.

Mit 24 Jahren heiratete der Weber Franz Lasch 1931 eine Spinnereien, Johanna geb. Richter, die ihm 2 Söhne Henry und Egon gebar.

In den Jahren 1934/35 machte er seine bisherigen Hobbys zum Beruf. Sein Bekanntheitsgrad erweiterte sich über die Landesgrenzen Sachsens hinaus. Die damalige Veranstaltungsleitung „Kraft durch Freude" organisierte und vermittelte Künstler in ganz Deutschland.

Als Ansager (Entertainer) Sänger und Humorist feierte er große Erfolge. Besonders seine Clownsnummer "Locci, der singende Narr" kam beim Publikum sehr gut an. Hier sang er Lieder von Franz Lehar, wie "Gern hab ich die Frauen geküsst", oder "Schön ist die Welt" oder, oder, oder. Und auf der Bühne saß eine Puppe, seine Frau.

Diese für ihn, seiner Frau und den beiden Jungs erfolgreichen Jahre dauerten an bis – ja bis zu den von Nazis ausgelösten 2. Weltkrieg. In den ersten Jahren des Krieges brauchte man ihn noch, um die Moral der Truppe hochzuhalten. Im Rahmen der Truppenbetreuung spielte er auch noch mit der "Loccinummer" in den von den Nazis besetzten Gebieten. Mit dem von Göbbels verkündetem "Totalen Krieg" war Schluss mit den Fronttheater. Franz war nun Frontsoldat bis zur Gefangennahme an der Ostfront.

Franz fand sich wieder in einem Gefangenenlager im südlichen Ural bei der Stadt Tscheljabinsk. Da die Russen für die Kultur viel übrig hatten und die Kriegsgefangenen "bei Laune" zu halten waren, konnte Franz wieder sehr schnell seinen Beruf nachgehen. Er stelle eine Variteetruppe aus Gefangenen zusammen und zog mit ihnen auf Panjeschlitten von Lager zu Lager.

Seine Frau und die Söhne hörten ihn Weihnachten 1946 auf dem Sender Moskau bei einer Übertragung aus einem Gefangenenlager. Im Februar 1947 bei einer Fahrt von einem zum anderen Lager bekam er Leibschmerzen. Man fuhr ihn sofort ins Lazarett auf den Operationstisch – doch er wachte nach der Operation, einer Darmverschlingung, nicht mehr auf.
Dieses berichteten Kameraden, die seine persönlichen Gegenstände wie Brieftasche, Briefe und Bilder an seine Frau und den Söhnen übergaben. Übrigens:    

  • Franz - das war mein Großvater
  • seine Frau - das war meine Großmutter Johanna
  • seine Söhne - das sind mein Vater Henry und
  • sein Bruder Egon

Meine Großmutter Johanna zeigte mir vor vielen Jahren in ihrer Bodenkammer die Requisiten in den vielen Koffern von Loci – da wusste ich, das wird mein Leben...

Der Lauf meines Lebens:

Am 19. Dezember 1949, vier Tage vor Heilig Abend, 10 Minuten nach Mitternacht und 2 Jahre nachdem mein Großvater "Loci" sich von dieser Welt verabschiedet hatte, wurde ich in Mittweida im Sachsenlande als Franz Henry Wolfgang Lasch geboren. Für meinen 17-jährigen Vater Henry und  meiner 18-jährigen Mutter Elisabeth war ich das erste von 3 Kindern.

Vom Großvater Locci-Franz kam ein gerüttelt Maß bühnen taugliches Erbgut. Großmutter Johanna überreichte mir seinen Clownskoffer samt  großer Latschen.

Von Oma Hilde und Opa Bruno mütterlicherseits wurde ich mit Liebe, Geschichten und leckeren Knödeln verwöhnt.

So reifte ich allmählich auf Umwegen durch Schulen, Druckereien, Ingenieurschulen, Prüfungen im Umweltbereich und einer ersten Ehe mit 2 Töchtern heran.

Unsichtbare gewaltige Kräfte zogen mich magisch auf die Bühne. Anfänglich mit Klampfe und meiner talentierten Schwester Heidi wurde  gesungen was das Zeug hielt. In dieser Phase lernte ich meine zweite Frau und ihre 3 Kinder kennen und lieben.

Im besten Alter von 30 Lenzen öffnete ich erst jetzt den Koffer meines Großvaters Loci. Fantastische Ideen flogen mir daraus entgegen und der neue Locci mit Doppel C ward geboren.

Es begann mit einem Soloprogramm und einem Hahn. Später folgten 20 Clownsjahre mit  meinem kleinwüchsigen Partner Eddy quer durch Europa und genügend Stoff für einen skurrilen Komödiantenroman.

Meine Familie vergrößerte  sich zusehends mit  2 Töchtern und einem Sohn. Geschichten erzählen, malen, musizieren und Kaspertheater standen auf dem täglichen Stundenplan. Rockbands, Puppentheater und Clowns-"Schule" wurden geboren und werden immer "erwachsener".

Die Auswahl der Mitarbeiter in der eigenen Familie ist mittlerweile groß geworden. Ich kann unter 8 Kindern und einer wunderbaren  mystischen liebevollen Frau meine Visionäre, Musiker, Grafiker, Maler, Sänger, Texter, Schauspieler und Computerspezies auswählen. Die ersten 4 Enkel sind ein kritisches und dankbares Publikum.

Und so bin ich selbst gespannt, was noch an Wunderbarem geschehen wird und danke für mein wildes erfülltes Leben.
Locci - Clown, Puppen-, Marionetten-, Theaterspieler und Allesredner aus Potsdam
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